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Künstler: Cryptopsy Album: Once was not Erscheinungsjahr: 2005 Anspieltipp: The curse of the great Autor: Markus Sollte in absehbarer Zukunft jemand auf die Idee kommen, seine über Jahre liebevoll gehegte Schweinezucht in einem Anflug von Wahn mit der Axt auseinander nehmen zu wollen, so würde ich ihm die neue Cryptopsy Scheibe als passende musikalische Untermalung hierfür empfehlen. Fünf Jahre nach dem Release des über jeden Zweifel erhabenen musikalischen Feuerwerks „And then you’ll beg“ präsentieren die durchgeknallten Kanadier ein weiteres Masterpiece des rasant schnellen technischen Death Metals und beweisen aufs Neue, dass sie zu den virtuosesten Musikern der gesamten Hartwurstszene gehören. Dass die Obersickos nach wie vor wie eine kokainverschnupfte und extrem technische Variante der Cannibal Corpse klingen, ist dabei ebenso Ehrensache, wie die Gegebenheit, dass dem brandaktuellen Longplayer „Once was not“ wohl nur ein erlesener Kreis bestehend aus absoluten Extremmetall-Fanatikern standhalten können wird. Die soeben lokalisierte Zielgruppe sei daher zunächst darauf hingewiesen, dass der zwischenzeitig ausgestiegene Obergrunzer Lord Worm mittlerweile wieder bei Cryptopsy ins Mikrofon röhrt und die beiden Übergangsfrontmänner Mike DiSalvo und Martin Lacroix im Nu vergessen macht. Zwar verfügt das Gründungsmitglied der Formation nicht über ein ganz so abwechslungsreiches Organ wie der noch auf „And then you’ll beg“ tönende DiSalvo, dennoch weiß der bereits verloren geglaubte Sohn zu jedem Zeitpunkt durch druckvolles und vor Herzblut triefendes Geröchel zu begeistern. Das Würmer verspeisende Monstrum passt einfach zu den wahnsinnigen Holzfällern wie die berühmte Faust aufs Auge. Neben der markerschütternden Performance des Vokalisten und dem meisterhaften Gitarrenspiel von Alex Auburn, ist es auch dem großartig agierenden Drummer Flo Mounier zu verdanken, dass es der Hörer durchweg mit einem auf allerhöchstem Niveau anzusiedelnden Langeisen der heftigsten Sorte zu tun hat. Der mit einer Spielzeit von knapp fünfzig Minuten recht üppig ausgestattete Output begeistert überdies durch hochkomplexe Songstrukturen und treffsicheres Songwriting. Nachhören kann man dies in bis aufs letzte Detail ausgetüftelten Stücken wie der auf das atmosphärische Intro folgenden und unfassbar arrangierten Komposition „In the kingdom where everything dies, the sky is mortal“ oder dem vortrefflich dargebotenen „Carrionshine“. Unter Zuhilfenahme jazzartiger Passagen, irrsinniger Blastbeats und mehr Breaks als so manchem lieb sein werden, steigern sich die Death Metal Urgesteine in einen Rausch aus Geschwindigkeit und handwerklicher Perfektion. Neben technisch einwandfreiem Geknüppel bietet „Once was not“ allerdings auch die eine oder andere Überraschung. Beispielsweise fügen Cryptopsy ihrer Wall of sound des Öfteren düstere spoken word Passagen bei, welche für kurze Erholungspausen sorgen und im grandiosen „The curse of the great“ sogar in deutscher Sprache dargeboten werden. Neben diesen Einsprengseln greifen die Kanadier überdies zeitweise auf stimmungsdienliche Samples zurück, welche der Atmosphäre des Albums enorm zuträglich sind. Besonders außergewöhnlich muten außerdem die am Ende der Scheibe platzierten Kleinode „The pestilence that walketh in darkness“ und „Endless cemetery“ an. Erstgenanntes Stück beginnt ungewohnt atmosphärisch, verliert sich im weiteren Verlauf in wilder Raserei und überzeugt gegen Ende durch melodische Gitarrenleads par exellence, während in der an zweiter Stelle aufgeführten Komposition zeitweise die Brücke zum Schwarzmetall geschlagen wird. Wo andere Kapellen des Genres in ihrem eigenen Soundsumpf zu ersticken drohen, balancieren Lord Würmchen und Konsorten die einzelnen Versatzstücke ihrer Kompositionen haargenau aus und bieten ein Album dar, welches durchaus Ambitionen hat, in ein paar Jahren als Klassiker gehandelt zu werden. Cryptopsy kamen zurück, sahen und siegten.
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